Neues Leben für den Urmiasee
Anfang April 2017 wurde die Urkunde über die 4. Phase der Kooperation zur Wiederbelebung des Urmiasees zwischen Iran, Japan und dem Büro des UN-Entwicklungsprogramms UNDP unterzeichnet.
Die Leiterin der iranischen Umweltschutzbehörde, Frau Masumeh Ebtekar und der residierende Vertreter der UNO im Iran, Gary Lewis unterzeichneten am 9. April dieses Jahres, den vierten Abschnitt der Urkunde über die Zusammenarbeit zwischen Iran, Japan und dem UN-Entwicklungsprogramm. Der Urmiasee wurde wegen seiner Bedeutung für die Umwelt von internationalen Gremien als Biosphärenreservat registriert. Leider droht dieser See seit einigen Jahren aufgrund verschiedener Faktoren wie der Klimawandel auszutrocknen. Doch inzwischen hat er dank der Unterstützung des Staates und internationaler Einrichtungen sowie der Beteiligung der Bürger wieder zu neuem Leben gefunden und seine Lage hat sich wesentlich verbessert. In diesem Beitrag erfahren sie mehr.

Der Urmiasee, der einmal in der Antike Tschitschast hieß, und an dessen Ufern nach Ansicht einiger der Prophet der iranischen Antike , Zarathustra, geboren wurde, liegt im Nordwesten Irans zwischen den beiden iranischen Provinzen West- und Ost-Azerbaidschan. Seine ursprüngliche Gesamtfläche umfasst circa sechstausend Quadratkilometer und flächenmäßig gehört er zu den 25 größten Seen der Welt. Er ist der größte Binnensee Irans und der zweitgrößte Salzsee der Welt sowie das größte Standgewässer in Westasien. Dieser See wird von insgesamt 60 Flüssen gespeist, 21 davon sind Dauerflüsse bzw. Flüsse mit jahreszeitlich begrenzter Wasserführung und 39 sind episodische Flüsse, d.h. sie führen nur gelegentlich Wasser. Die beiden Flüsse Zarrineh-Rud und Aji Chay sind die wichtigsten Flüsse, die den See mit frischem Wasser versorgen.
Der Salzgehalt des Urmiasee ist ausgesprochen hoch, doppelt so hoch wie bei Ozeanwasser. Deswegen können nur Salzkrebschen in diesem See überdauern. Darüberhinaus gibt es pflanzliches Plankton wie Kieselalgen. Die Salzkrebse, Artemia, bestehen zu mehr als über die Hälfte aus Protein und sind eine gute Nahrung für die Fisch- und Scrimps-Zucht. Sie sind auch eine der Hauptnahrungsquellen für die Zugvögel wie Flamingos. Der Urmiasee ist nicht nur ein wichtiger natürlicher Lebensraum für die Provinzen Ost- und West-Azerbaidschan sondern liefert auch günstige Bedingungen für verschiedene Sportarten wie Schwimmen, Rudern und Wasserski. Er ist im Sommer mit seinen Stränden ein touristischer Anziehungspunkt. Mit seinen verschiedenen Mineralstoffen bildet der See aber auch eine seltene Naturressource.

Es gibt 102 Inseln im Urmiasee. Alle wurden von der UNESCO als Biosphärereservate eingetragen. Die Insel Eschek (Ashk-Island) - ist das Habitat für schöngefiederte Kleinvögel, Flamingos und Brandgänse. Außerdem wurden in den letzten Jahren Exemplare des iranischen Gelbhirsches (der seltene mesopostamische Damhirsch) und Wildschafe auf diese Insel gebracht.
Die Umweltschutzbehörde Irans hat große Teile des Urmiasees zum Nationalpark ernannt. Der Nationalpark des Urmiasees umfasst mehr als 460 Tausend Hektar und ist eines der 9 Biosphärereservate Irans. Zu der Fauna dieses Parkes gehören 27 verschiedene Säugetier-, 212 verschiedene Vogel- und 42 verschiedene Reptilienarten. Außerdem zählen 7 Arten von Amphibien und 26 Fischarten dazu.

Im Ökosystem des Urmiasees gibt es zwei verschiedene Pflanzengemeinschaften. Die eine bildet die Vegetation an den salzigen Küsten des Binnensees, welche den größten Teil des festländischen Ökosystem des Nationalparkes darstellen. Die andere Pflanzengemeinschaft gehört zu den Inseln Kabudan Eschak, Espir, Arezo und Islami . Die bekannten Pflanzenarten am Ufer des Urmiasee werden auf 177 geschätzt und die Pflanzenarten auf den Inseln sind ungefähr 174. Am meisten ist an den Ufern die Familie der Asteraceae, der Korbblütler mit 33 Arten vertreten und die poaceae - die Süßgräser mit 21 Arten. Die häufigste Gattung der Wolfmilchgewächse ist Euphorbia ( Wolfsmilch ) und von den Schmetterlingsblütler Trigonella (der Bockshornklee).
Die Vielfältigkeit der Natur im Nationalpark des Urmia-Sees wird dadurch erhöht, dass wir es sowohl mit Festland als auch mit einem Gewässer zu tun. Einerseits das Festland mit seiner abwechslungsreichen Fauna und Flora von dem iranischen Gelbhirsch und den Schilfdickichten, kleinen Teichen und Tamariskenwäldern und andererseits der See selber und seine besonderen chemischen und physikalischen Eigenschaften und dem Lebenskreislauf von Artemia, Algen und Scharen von seltenen Völkern in verschiedenen Farben. Dies alles verleiht dem Nationalpark des Urmia-Sees eine besondere Stellung, national und international.

Aber der Wasserhaushalt dieses wichtigen Sees und Lebensraums hat in den letzten Jahren aufgrund verschiedener Faktor erheblich abgenommen wie Klimawandel, Rückgang des Niederschlages und Lufterwärmung, aber auch Fehler bei der Entnahme aus den Flüssen, die in diesen See einmünden und ihn speisen. Sachverständige betrachten den zunehmenden Wasserbedarf und die unbehinderte Nutzung von Grundwasservorräten durch die Bauern aufgrund längerer Dürren als mit die wichtigsten Ursachen für das Sinken des Wasserpegels. Sie sagen, dass der Urmiasee im Zusammenhang mit der allgemeinen Dürre, die 1998 begonnen hat und bis heute mehr oder weniger anhält, geschrumpft ist. In dieser Zeit hat die Bevölkerung den Grundwasserhaushalt wegen fehlender Niederschläge doppelt belastet. Die Wasserentnahme ist im Einzugsgebiet des Sees von ehemals circa 250 Millionen auf die alarmierende Menge von 2 Milliarden Kubikmeter jährlich angestiegen.

Einige Sachverständigen warnen, falls der Urmiasee austrocknet, werde sich das Klima in seiner Umgebung ändern und das Gebiet werde keine gemäßigte sondern eine aride Klimazone werden. Sie warnen zudem vor dem Aufkommen von salzhaltigen Winden. Andere mahnen die bei allmählichem Austrocknen drohende Vernichtung des Nationalparkes des Urmia-Sees an und sagen, dass der Staub, der von dem ausgetrockneten salzhaltigen Boden des Seebeckens aufgewirbelt werden wird, den Unterhalt und die Gesundheit von 6 Millionen Menschen in Gefahr bringen könnte.
Aufgrund dieser drohenden Gefahren hat man Sofortmaßnahmen zur Wiederbelebung dieses wertvollen Sees ergriffen . Die erste Maßnahme war die Bildung einer Nationalgruppe zur Rettung des Sees. Darauf begannen die Kooperationen zwischen verschiedenen staatlichen Abteilungen wie der Umweltschutzbehörde, den Provinz- und lokalen Ämtern und den Bauern und Bürgerinitiativen und internationalen Institutionen wie die UNO sowie die Unterstützung des japanischen Staates. Diese Zusammenarbeit galt der Stabilisierung der Lage des gefährdeten Sees. Durch Unterzeichnung der Urkunde über die 4. Phase dieser Zusammenarbeit, hat in Wahrheit ein neuer Abschnitt im Prozess zur Herstellung besserer Bedingungen für den Urmiasee begonnen.

Gary Lewis, der im Iran residierende Vertreter der UNO, sagt auf den Zeremonien zur Unterzeichnung der Urkunde über die 4. Phase der Zusammenarbeit, die Agrarwirtschaft spiele für die Wiederbelebung des Urmiasees eine große Rolle. Er sagte, alles zeuge davon, dass dieses Sonderprojekt zur Wahrung einer kontinuierlichen Landwirtschaft einen akzeptablen Fortschritt gemacht hat und sich die Lage des Urmiasees, wie Satelittenbilder zeigen, verbessert. Er unterstrich, dieses Kooperationsmodell sei sehr wirksam und könne als gutes Vorbild gelten, was auch die Konvention über die biologische Vielfalt und weitere Konventionen wie die Klimarahmenkonvention zeigen. Nach Ansicht der Direktorin der Umweltschutzbehörde hat die Mitbeteiligung der Bevölkerung und die Beratung für die Landwirte entscheidend zu dem Fortschritt beigetragen. Der Stopp der Weiterleitung von Wasser, und der landwirtschaftlichen Nutzung von neuen Böden sowie die Entschlammung der Kanäle haben zweifelsohne zur Rettung des Urmia-Sees beigetragen und sind der Zusammenarbeit der Bevölkerung zu verdanken.

Es kehrt also inzwischen wieder neues Leben in den Urmiasee zurück, was der Zusammenarbeit der Bevölkerung und nationalen und internationalen Institutionen zu verdanken ist.